Archiv der Kategorie: Stuttgarter Friedenspreis 2015

Alle Vorschläge für den Stuttgarter Friedenspreis 2015

Abstimmung für den Friedenspreis 2015

Unten finden Sie die 22 ausgewählten Vorschläge des ersten Wahlgangs zum Stuttgarter Friedenspreis 2015 der AnStifter.

Wahlberechtigt sind alle AnStifterInnen (SpenderInnen ab 50 Euro, Ehrenmitglieder und Ehrenamtliche).

Per E-Mail wählen: abstimmung@stuttgarter-friedenspreis.de

Momentan läuft der zweite Wahlgang. Bitte wählen Sie bis zum 30. April 2015 (Posteingang).

01 – 9. Klasse Flattichschule Korntal-Münchingen

Mohnblumen aus Papier haben die Neuntklässler gebastelt: Eine für jeden, der im August 1914 im Feld „für Kaiser und Vaterland“ sein Leben ließ. Stellvertretend für die Millionen Kriegstoten haben die Schülerinnen und Schüler das Schicksal von Jacob Hönes aus Münchingen erforscht – Kinder, deren Eltern aus der Türkei, Italien, Eritrea, Bangladesch und Serbien kommen und heute hier leben. „Was wir gelernt haben, macht Angst vor Krieg – aber wir wollen glücklich und in Frieden leben, ohne Gewalt“, sagt Merjeme. Am Volkstrauertag verteilten sie Mohnblumensamen. Die blutroten Blüten werden im Sommer überall in Münchingen mahnen: Nie wieder Krieg. Die Klasse 9 und die ganze Schule setzt sich für Zivilcourage, Solidarität und Gerechtigkeit ein. Klassenfahrten und Unterricht haben häufig einen starken gesellschaftlichen Bezug, u.a. besuchten die Klassen Theresienstadt und engagierten sich für das Gedenken an die NS-Krankenmorde.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-01

02 – Abdallah Abu Rahma, Bürgerrechtler in Palästina

Abdallah Abu Rahma, Mitbegründer des „Bil’in Popular Committee against the Wall“, engagiert sich seit Jahren im gewaltfreien Widerstand gegen die israelische Siedlungspolitik. „Jeden Freitag nach dem Gebet demonstrieren wir an der Sperranlage. Wir dachten uns immer neue Aktionen aus, wir ketteten uns an die wertvollen alten Olivenbäume und behinderten die israelischen Zerstörungen. Später, als der erste Zaun auf unserem Land gebaut wurde, beschlossen wir, es Israel gleichzutun und eine „Siedlung“ auf der anderen Seite des Zauns zu errichten. Wir demonstrieren gewaltfrei gegen den andauernden Landraub in der gesamten Westbank. Bil’in ist nicht mehr der einzige Ort im Westjordanland, der auf Methoden des gewaltfreien Widerstands zurückgreift: Nil’in, Nabi Saleh, Kufr Qaddoum, Al-Maasara.“ Abdallah Abu Rahma soll den Friedenspreis 2015 stellvertretend für Alle erhalten, die gewaltfrei für ihre Bürgerrechte kämpfen.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-02

03 – Aladár Horvath, Roma-Aktivist und Bürgerrechtler

Aladár Horvath ist Menschenrechtsaktivist, Bürgerrechtler, Politiker und Mitgründer der ungarischen Roma-Bewegung. Er zählt zu den bedeutendsten Vertretern im Engagement gegen Rassismus und soziale Unterdrückung in Ungarn. Sein Engagement für Gerechtigkeit und sein Eintreten für ein menschliches Miteinander, sowie sein Bemühen um gewaltfreie Lösungen von Konflikten ist bewundernswert. Auch international ist er als herausragender Vertreter des Widerstands gegen die zunehmende Segregation und Unterdrückung von Minderheiten in Ungarn bekannt geworden. Er, selbst Rom, ist für viele Roma zum Vorbild geworden und stärkt somit Zivilcourage, sowie liberales und demokratisches Denken und Handeln.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-03

04 – Aygül Aras, Freunde helfen Freunden, Waiblingen

Die Kurdin Aygül Aras engagiert sich seit vielen Jahren in ihrer Wahlheimat Waiblingen für Integration und Migration. Aber auch ihren Landsleuten in der Südosttürkei in der Not beizustehen ist ihr eine Herzensangelegenheit – egal ob diese Opfer von Erdbeben wurden oder vor der Terrormiliz “Islamischer Staat” aus Syrien oder dem Nordirak geflohen sind. Deshalb leistet Aras seit 2011 zusammen mit dem Verein “Freunde helfen Freunden” auch Hilfe in ihrer anatolischen Heimat, sammelt im Remstal Spenden, bringt diese in die kurdischen Gebiete, kauft vor Ort, was in den Flüchtlingslagern benötigt wird, und verbessert so nach Kräften die Lage der Geflüchteten.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-04

05 – Bernd Sattler, Arbeitskreis Asyl Schwäbisch Gmünd

Bernd Sattler vom Arbeitskreis Asyl Schwäbisch Gmünd ist überzeugter Humanist und Kriegsgegner. Er setzt sich seit Jahren für eine menschenwürdige Behandlung der Geflüchteten ein. Hierzu gehören für ihn auch Integrationsprojekte wie die Beschäftigung in der Behindertenhilfe und in Altenpflegeeinrichtungen, die u.a. dazu dienen, der großen Langeweile in der Gemeinschaftsunterkunft zu entfliehen. Seine wertvolle Arbeit, in der viel Herzblut steckt, leistet er, ohne auf mediale Aufmerksamkeit aus zu sein.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-05

06 – Daniele Ganser, Historiker und Friedensforscher

Der Schweizer Historiker und Friedensforscher Daniele Ganser trägt auf mutige Art und Weise zur Aufklärung zeitgeschichtlicher und politischer Themen bei. Er stärkt damit diejenigen, die unbeirrt für den Frieden eintreten und legt den Finger in die Wunde. Ohne Förderung durch die öffentliche Hand richtet Ganser sein Hauptaugenmerk nicht auf die Fehler ferner Staaten, sondern auf die der sogenannten westlichen Wertegemeinschaft. Er zeigt in seinen Büchern und Veröffentlichungen auf, wie die Geheimdienste der NATO-Staaten über Jahrzehnte hinweg Terror in Westeuropa betrieben. Desweiteren beschäftigt er sich mit Propaganda, mit der viele Staaten sich in den letzten Jahren in den Krieg haben treiben lassen und kritisiert die Ukrainepolitik der EU.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-06

07 – Don Luigi Ciotti, Anti-Mafia-Priester

Don Luigi Ciotti ist das gute Gesicht Italiens. Eine Ikone im Anti-Mafia-Kampf, ein Streiter für Arme, Abhängige und Ausgestoßene. Der italienische Priester gilt als bekanntester und am stärksten gefährdete Geistliche Italiens. Er ist der Begründer der Anti-Mafia-Vereinigung Libera und der Monatszeitschrift Narcomafie, die sich mit der organisierten Kriminalität in Italien befasst. Nach seinem Theologiestudium arbeitete er als Straßenpriester und engagierte sich in sozialen Brennpunkten. Nach mehreren Aufenthalten in Süditalien machte Ciotti den Kampf gegen die Mafia zu seinem Lebensinhalt. Libera wurde inzwischen von Staats wegen mehrere Hundert Hektar von Mafia-Mitgliedern beschlagnahmter Grundbesitz übertragen. Die Organisation bewirtschaftet dieses Land zusammen mit ehemaligen Kriminellen und Drogenabhängigen sowie mit Arbeitslosen und Mafia-Aussteigern.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-07

08 – Dr. Izzeldin Abuelaish, Palästinensischer Arzt

Der Palästinenser Dr. Izzeldin Abuelaish wurde schon als Kind Opfer des Nahostkonfliktes: Seine Familie wurde von ihrem Land vertrieben und er wuchs in einem Flüchtlingslager im Gazastreifen auf. Früh musste er zum Unterhalt der Familie beitragen und hatte Glück, durch ein Stipendium Medizin studieren zu können. Als Gynäkologe mit einer Spezialweiterbildung konnte er zwar als einziger palästinensischer Arzt in einem israelischen Krankenhaus arbeiten, wurde aber trotzdem diskriminierenden Grenzkontrollen unterworfen. Im Gazakrieg 2009 verlor er bei einem Angriff drei seiner Töchter und eine Nichte. Trotzdem ist er nicht von Hass und Rache erfüllt, sondern bemüht sich um Aussöhnung, Verständigung und Frieden – sowohl in seinem Buch „I shall not hate“, als auch an Schulen und Universitäten. Seine Stiftung „Daughters for Life Foundation“ fördert die Erziehung, Ausbildung und Gesundheit von Mädchen und jungen Frauen.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-08

09 – Erwin Kräutler, Bischof in Brasilien

Erwin Kräutler aus Vorarlberg wird in Brasilien auch Dom Erwin genannt. Er setzt sich in vorbildlicher Weise für die Lebensgrundlagen und die Würde der Indios ein. Seit 50 Jahren lebt und arbeitet er im Amazonasgebiet und ist seit 1981 Bischof von Xingu. 1983 wurde er von der Militärpolizei verprügelt und festgenommen, da er sich für Zuckerrohrpflanzer einsetzte. Vier Jahre später überlebte er einen Mordanschlag und wurde auch in den Folgejahren wiederholt mit dem Tod bedroht. Schutz der Menschen und der Umwelt ist sein eindeutiger Auftrag. So setzt er sich gegen den Staudamm Belo Monte ein, sowie für den Schutz des Regenwaldes, den Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch und Prostitution. Bei uns in Europa macht er deutlich, wie wir durch unseren Lebensstil die Indios unterdrücken und ausbeuten. Dom Erwin sieht die Zusammenhänge zwischen Ökologie, Ökonomie, Lebensgrundlagen und Würde umfassend. Er hat in Österreich zudem eine Selbstbesteuerungsgruppe gegründet.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-09

10 – Refugees, welcome to Stuttgart, Unterstützernetzwerk

Über die Facebookseite „Refugees, welcome to Stuttgart“ werden Gesuche und Angebote von und für Flüchtlinge direkt vermittelt. Dabei geht es nicht nur um Sachspenden, sondern auch um Patenschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Hilfe bei Behördengängen, Unterstützung bei der Job- und Wohnungssuche, Begleitung von Kindern zur Schule und vieles mehr. Das Projekt entlastet durch seine Arbeit die SozialarbeiterInnen in den Unterkünften, im Fokus der Arbeit stehen aber direkte Kontakte zwischen Geflüchteten und hilfsbereiten Bürgerinnen und Bürgern, was insbesondere die Vermittlung über Facebook möglich macht. Aus diesen Kontakten entwickeln sich zum Teil echte Freundschaften, die wiederum andere dazu motivieren, in die Lücken des „Systems Asyl“ hineinzuspringen (darunter auch Arbeitgeber). Neben der ungemein wichtigen Notversorgung sind diese zwischenmenschlichen Begegnungen von großer Bedeutung, um den Flüchtlingen einen erträglichen Aufenthalt zu ermöglichen.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-10

11 – Giusi Nicolini, Bürgermeisterin von Lampedusa

„Wie groß muss der Friedhof meiner Insel noch werden?“ Mit diesen Worten benennt die Bürgermeisterin der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa den skandalösen Zustand an den Außengrenzen der „Festung Europa“. „Ich bin davon überzeugt, dass die europäische Einwanderungspolitik diese Menschenopfer in Kauf nimmt, um die Migrationsflüsse einzudämmen, sie betrachtet diese als Abschreckung.“ In Briefen und Interviews setzt sie sich mit eindringlichen Appellen für Frieden und Flüchtlinge, für Menschenwürde und Zivilcourage ein. An der Rettung der Bootsflüchtlinge sind auch die Einwohner Lampedusas beteiligt und bieten ihnen einen menschenwürdigen Aufenthalt und im schlimmsten Fall ein würdiges Begräbnis. Nicolini beschreibt es so: „Die Insel Lampedusa nimmt seit mehr als 20 Jahren Menschen auf und zeigt damit dem Rest Europas, dass man durch die Rettung anderer Menschen nicht untergeht und nicht stirbt.“

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-11

12 – Keine Waffen vom Bodensee, Friedensinitiative und Recherche

Das Thema Rüstung ist rund um den Bodensee ein Tabu, da etwa 7.000 Arbeitsplätze von der Waffenproduktion abhängen. Seit 2010 hat “Keine Waffen vom Bodensee” Informationen über die etwa 20 in der Region ansässigen Rüstungsfirmen gesammelt. Dabei stand im Mittelpunkt, an welchen Standorten welche Waffen produziert, wohin sie geliefert, in welchen Kriegen sie eingesetzt werden und welche Menschen durch ihren Einsatz sterben. Diese Informationen stehen öffentlich unter www.waffenvombodensee.de zur Verfügung und mündeten nicht nur in etwa 30 Presseberichte (unter anderem einen zweiseitigen Artikel in der ZEIT), sondern auch in mehrere Demonstrationen und Diskussionen und einer grenzübergreifenden Vernetzung von Friedensgruppen. Diese Arbeit ist umso wichtiger, da die Gegenspieler aus der Rüstungsindustrie (Rheinmetall, KMW, Diehl, Airbus D&S, MTU-RR, Liebherr u.a.) sehr mächtig sind.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-12

13 – Lothar König, Stadtjugendpfarrer in Jena

Der Pfarrer Lothar König wurde 2011 bundesweit bekannt, weil ihm die Staatsanwaltschaft Dresden wegen seiner Teilnahme an Blockaden rechtsextremer Aufmärsche „schweren aufwieglerischen Landfriedensbruch“ vorwarf, was sich später als auf manipulierten Beweisen basierend und damit völlig haltlos herausstellte. Das erste Mal in Konflikt mit der Staatsmacht kam König als Kind in der DDR, da er die Leitfigur des Prager Frühlings, Alexander Dubček, als Vorbild ansah. Ab 1986 war er Pfarrer in Merseburg, wo er die dortigen Montagsdemos mitorganisierte. Später wurde König Jugendpfarrer in Jena. Dort baute er einen nach Neonazi-Überfällen verwüsteten Jugendtreff wieder auf, der Aktionen unter anderem gegen Neonazis, Atomkraft und einen Gutscheinumtausch für Flüchtlinge organisierte. 1996 liefen Ermittlungen wegen Drogenhandels gegen ihn, für die sich Thüringens Innenminister öffentlich entschuldigen musste.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-13

14 – Mohamedou Ould Slahi, Guantánamo-Häftling und Autor

Der Guantánamo-Häftling Mohamedou Ould Slahi, Autor des Buches „Das Guantánamo-Tagebuch“, wurde fälschlicherweise beschuldigt, an den 9/11-Anschlägen in New York beteiligt gewesen zu sein. Um ihm ein Geständnis abzupressen, wurde er in dem Gefangenenlager gefoltert – was der damalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld persönlich genehmigte. Die amerikanischen Behörden zogen im Zuge eines Haftprüfungsverfahrens sämtliche Vorwürfe gegen Slahi zurück, woraufhin ein US-Gericht seine Freilassung anordnete. Dennoch sitzt er weiterhin als Häftling in Guantánamo ein. Nun wurde nach langem Rechtsstreit mit den USA sein Tagebuch veröffentlicht. Stark zensiert sind es die ersten Aufzeichnungen eines Guantánamo-Häftlings, die an die Öffentlichkeit kommen. Sie beschreiben ein erschreckendes Zeugnis des Unrechts, das sich bis zum heutigen Tag in dem Lager abspielt.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-14

15 – Netzwerk Friedenskooperative (in Gedenken an Manfred Stenner)

Das Netzwerk Friedenskooperative ist eine Dachorganisation der deutschen Friedensbewegung, das in Bonn ein Büro betreibt. Es ist seit 1989 wichtiger Knotenpunkt und Koordinierungsstelle für außerparlamentarische Aktion und Politik von unten. Das Netzwerk arbeitet gegen Krieg und Militär, erarbeitet Vorschläge und Projekte ziviler Konfliktbearbeitung, leistet Solidarität mit Flüchtlingen und kümmert sich allgemein um Menschen- und Bürgerrechte. Alle zwei Monate gibt das Netzwerk die Zeitschrift FriedensForum heraus, die über Aktionen und Kampagnen der Friedensbewegung informiert und jeweils ein Schwerpunktthema durch Experten beleuchten lässt. Durch den unerwarteten und plötzlichen Tod von Manfred (Mani) Stenner im Sommer 2014, der 25 Jahre lang einer ihrer führenden Köpfe war, war das Netzwerk in eine Krise geraten, ist mittlerweile aber aus dem Gröbsten heraus.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-15

16 – Rex Osa, Flüchtlingsaktivist

Repression, Isolation und institutioneller Rassismus – das sind die Missstände in der deutschen Flüchtlingspolitik, gegen die der Stuttgarter Rex Osa, der 2005 aus Nigeria nach Deutschland flüchtete, seit knapp zehn Jahren kämpft. In Deutschland erwarteten ihn Misstrauen und Ablehnung. Statt die ihm zugewiesene Rolle zu akzeptieren, engagierte er sich in der Flüchtlingsselbstorganisation „The Voice“ und in dem bundesweiten Netzwerk „Karawane für die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen“. Rex Osa gründete die Initiative „Flüchtlinge für Flüchtlinge“ und besuchte Geflüchtete in deren Lagern. 2012 nahm er am Weltsozialforum über Migration und am International Migrant Tribunal in Manila teil. 2013 wurde er Bewegungsarbeiter. 2014 flog er nach Westafrika, um dort ein Netzwerk von Menschen zu knüpfen, die nach der Flucht nach Europa wieder abgeschoben wurden. Bei seiner zukünftigen Arbeit will Rex Osa vor allem die Fluchtursachen thematisieren.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-16

17 – Sharmila Hashimi, Afghanische Journalistin

Sharmila Hashimi war eine der wenigen Journalistinnen in Afganistan – bis sie aus Sorge um die Zukunft ihres Sohnes das Land verließ. „Weil die Situation für JournalistInnen so schwer und extrem riskant war, beschlossen wir, mit internationaler Hilfe das Afghanisthan Journalists Center in Herat zu gründen, um afghanische JournalistInnen besser zu schützen. Bei meiner Arbeit hatte ich immer wieder Probleme, wegen der alten Traditionen und sozialen Normen in unserer Gesellschaft. Mein Mann und ich wurden ständig bedroht.“ Allein im vergangenen Jahr gab es mehr als 20 Angriffe auf JournalistInnen. Frauen waren und sind in Afghanistan besonders gefährdet. Mittlerweile arbeitet Sharmila Hashimi im Rahmen eines Praktikums bei der Deutschen Welle und lernt Deutsch, um von hier aus für Frieden und Gerechtigkeit in Afghanistan zu arbeiten.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-17

18 – Chor “Zuflucht”, Flüchtlinge aus Syrien

Mehr als neun Millionen Menschen sind auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg in Syrien – meist unter traumatischen Umständen. Diejenigen, die es bis nach Deutschland geschafft haben, stehen oft hilflos in einem ihnen fremden Land. Das richtungsweisende Opernprojekt „COSÌ FAN TUTTE“ von Zuflucht Kultur e.V. führt Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen, um jenseits sprachlicher und kultureller Barrieren ihre Schicksale künstlerisch und politisch darzustellen: Das Projekt setzt Beteiligung gegen Langeweile, Austausch gegen Schweigen, Interesse gegen Ignoranz und Ver- blendung. Die Inszenierungen richten sich ausdrücklich an ein breites Publikum: Schulklassen, politisch Interessierte, Laien und Musikbegeisterte, politisch Engagierte. Der Chor sang in Stuttgart bei der Anti- Pegida-Demonstration der AnStifter am 5. Januar 2015.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-18

19 – Wolfgang Sternstein, Friedensaktivist

Der Friedens- und Konfliktforscher Wolfgang Sternstein lebt in Stuttgart und engagiert sich praktisch und wissenschaftlich seit über 30 Jahren in Bürgerinitiativen, in der Ökologie-, AKW- und Friedensbewegung. 1979 gründete er das Institut für Umweltwissenschaft und Lebensrechte mit. Er hat an zahlreichen gewaltfreien Aktionen teilgenommen und stand deswegen oft vor Gericht. Insgesamt 14 Monate verbrachte er wegen seines Engagements hinter Gittern, da er sich weigerte, Geldstrafen zu bezahlen. Wolfgang Sternstein hat sich über viele Jahrzehnte für eine friedlichere, sozialere und gerechtere Gesellschaft eingesetzt. Rückschläge haben ihn von seinem Weg nicht abgebracht. Er hat niemals aufgegeben und ist daher ein Vorbild.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-19

20 – Zentrum für politische Schönheit, Aktionskünstler aus Berlin

Das Zentrum für Politische Schönheit ist ein Zusammenschluss von AktionskünstlerInnen unter der Leitung des Philosophen und Theatermachers Philipp Ruch. Seit 2009 arbeitet die Gruppe zum Srebrenica-Massaker, zur deutschen Rüstungsproduktion und zu Migration. Mit ihren treffenden und sehr öffentlichkeitswirksamen Aktionen provozieren sie Reaktionen auf allen politischen Ebenen. Bei ihrer letzten Aktion entführten sie pünktlich zum 25. Jahrestag des Mauerfalls Gedenkkreuze der Berliner Maueropfer zur europäischen Außengrenze in Bulgarien um dort auf die aktuellen Toten an den europäischen Grenzen aufmerksam zu machen. Die Aktion der Gruppe verbindet das bundesrepublikanische Gedenken an die Mauer mit der verzweifelten Lage der heutigen Flüchtlinge angesichts der Frontex-Realität.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-20

21 – Raif Badawi, Saudischer Internet-Aktivist

Raif Muhammad Badawi ist ein saudischer Internet-Aktivist und politischer Gefangener. Badawi gründete 2008 das Online-Forum „Die Saudischen Liberalen“, eine Website über Politik und Religion in Saudi-Arabien. Die staatlichen Behörden reagierten mit Repressalien, wie einem Reiseverbot und Einfrieren der Konten. Im Januar 2015 wurde er erstmals öffentlich ausgepeitscht, da er vom Islam abgefallen sei und Muslime, Christen, Juden und Atheisten als gleichwertig bezeichnet und den Islam beleidigt habe. Verurteilt wurde er zu zehn Jahren Haft, 1000 Peitschenhieben sowie einer Geldstrafe von etwa 194.000 Euro. Sein Anwalt wurde ebenfalls zu einer langen Haftstrafe verurteilt und wegen der Verteidigung Badawis gefoltert.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-21

22 – Lassana Bathily, Angestellter mit Zivilcourage

Am Tag des Anschlags auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo gab es auch eine Geiselnahme in dem koscheren Supermarkt „Hyper Casher“ im Pariser Osten. Dort rettete Lassana Bathily mehrere KundInnen dadurch, dass er sie im Kühlraum versteckte. Der praktizierende Muslim aus Mali, der 2006 als 16-Jähriger nach Frankreich gekommen war, arbeitet seit vier Jahren in dem jüdischen Supermarkt. Bathily hat wiederholt betont, dass Religion für ihn bei der Rettungsaktion keine Rolle gespielt habe: „Ich habe keine Juden versteckt, ich habe Menschen versteckt.“ Bei der Einbürgerungszeremonie wurde zu Recht der „Mut“ und die „Bescheidenheit“ des 24-Jährigen gewürdigt. Bathily habe „sich in dramatischen Umständen als mutiger Bürger“ erwiesen. Er sei zudem „ein Symbol eines friedfertigen und toleranten Islam“ geworden.

Weitere Infos im Netz: stuttgarter-friedenspreis.de/15-22