Archiv der Kategorie: Stuttgarter Friedenspreis 2016

01. Theodor Bergmann, Zeitzeuge

Theodor Bergmann wurde 1916 in Berlin als siebtes Kind eines Rabbiners geboren. Bereits als Elfjähriger verschrieb sich Theodor Bergmann der sozialistischen Idee von einer besseren, friedlichen und gerechten Welt. In den 1930er Jahren beteiligte er sich am antifaschistischen Widerstand und unterstützte seine Genossen. Nach Hitlers Machtübernahme musste er aus Deutschland fliehen, kehrte nach Exil u.a. in Palästina und Schweden 1946 zurück und schloss sein Studium der Agrarwissenschaften ab. 1973 übernahm der die Professur für International vergleichende Agrarpolitik. Er war Mitglied im Sozialistischen Zentrum Stuttgart und ein kritischer Denker der Linken. Publikationen und Interviews zur Geschichte der Arbeiterbewegungen sowie Forschungsreisen durch die ganze Weltkennzeichnen sein Wirken. Bergmann war Weggefährte von Fritz Lamm und Eugen Eberle. Der Hundertjährige besucht heute noch regelmäßig Schulklassen und steht den Schülern als Zeitzeuge Rede und Antwort.

02. Sea-Watch e.V., Geflüchtete in Seenot

Das Projekt “Sea Watch“ war anfangs eine private Initiative von mehreren Familien aus Brandenburg und ist seit dem 19. Mai 2015 als „Verein Sea-Watch e.V.“ anerkannt. “Sea-Watch“ leistet Nothilfe für Flüchtlinge in Seenot, fordert und forciert gleichzeitig die Rettung durch die zuständigen europäischen Institutionen und steht öffentlich für legale Fluchtwege ein. Ungefähr zwei Dutzend engagierte Freiwillige aus ganz Deutschland sind an der Projekt-Organisation und Umsetzung beteiligt. Dazu gehören u.a. Kapitäne, Ärzte, Mechaniker, Anwälte, Sozialarbeiter, Journalisten, Übersetzer und Berater aus verschiedenen Bereichen.“Sea-Watch“ handelt religiös, politisch und finanziell unabhängig.

03. More-than-shelters, Zelte für Geflüchtete

More-than-shelters hat mit dem modularen Domo-Zelt eine mobile Unterkunft entwickelt, die besser auf die menschlichen Grundbedürfnisse wie etwa Privatsphäre, Familie, Hygiene, Kochen eingeht und dabei kostengünstig und an kulturelle Bedürfnisse und klimatische Gegebenheiten anpassbar ist. Die erste Serie der gemeinsam mit der Firma Nordisk produzierten Unterkünfte wird seit 2015 eingesetzt.

MORE THAN SHELTERS bietet innovative Architektur- und Designkonzepte für humanitäre Zwecke. Das Sozialunternehmen wurde im Februar 2012 in Hamburg von Daniel Kerber gegründet und versammelt ein interdisziplinäres ExpertInnen-Team, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, langfristig menschenwürdigen Wohn- und Lebensraum für Flüchtlinge und SlumbewohnerInnen zu schaffen und diese zu aktiven MitgestalterInnen ihrer Zukunft zu machen. Dabei steht der soziale Mehrwert im Zentrum des Handelns, um eine dreifache Wirkung zu entfalten: ökologisch, sozial und ökonomisch.

04. Jürgen Grässlin, Rüstungskritiker

Jürgen Grässlin, geboren 1957 in Lörrach, ist Lehrer und  Friedensaktivist. Im Rahmen seiner politischen Tätigkeit  veröffentlichte er zahlreiche Sachbücher zu Rüstungsindustrie und Bundeswehr. Grässlin ist Sprecher der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) und anderer rüstungskritischer Organisationen. Grässlins Engagement, z.B. gegen die illegalen Waffenlieferungen des Unternehmens Heckler&Koch brachte ihm eine beachtliche mediale Aufmerksamkeit. Er ist in der gesamten Republik als „Lehrer“ und „Vorleser“ unterwegs und leistet seit 30 Jahre wagemutigen Widerstand gegen die deutsche Rüstungsindustrie“!

05. „Lebenslaute“, Musik- und Aktionsgruppe

Als offene Musik- und Aktionsgruppe musikalischer Laien und Profis bringt „Lebenslaute“ klassische Musik gerade dort zum Klingen, wo dies nicht erwartet wird: auf Militärübungsplätzen und Abschiebeflughäfen, vor Atomfabriken und Raketendepots, in Ausländerbehörden und an anderen menschenbedrohenden Orten. Wo es geht, versucht die Gruppe lokale Protestbewegungen zu stärken. „Lebenslaute“-Aktionen suchen die politische Konfrontation durch angekündigten und bewussten Gesetzesübertritt. „Lebenslaute“ entscheidet stets basisdemokratisch, um die Bedürfnisse und Bedenken aller Teilnehmenden zu berücksichtigen.

Start

06. Ein Lied für Argyris – ein Leben für den Frieden

Argyris Sfountouris lebt! Als knapp Vierjähriger verlor er beim Massaker von Distomo seine Eltern und 30 weitere Angehörige. Argyris Sfountouris kam ins Kinderdorf Pestalozzi nach Trogen in der Schweiz. Jahre später promovierte er an der ETH Zürich in Mathematik und Astrophysik. Anschließend unterrichtete er an Zürcher Gymnasien, übersetzte griechische Dichter wie Nikiforos Vrettakos ins Deutsche und arbeitete später mehrere Jahre, auch mit dem Schweizerischen Katastrophenhilfekorps, als Entwicklungshelfer in Somalia, Nepal und Indonesien. Während der Diktatur der Obristen 1967 bis 1974 unterstützte er den Widerstand und gab die Propyläa – Zeitschrift für Griechenland heraus. Vor einigen Jahren entstand «Ein Lied für Argyris» – ein Dokumentarfilm von Stefan Haupt. Argyris bleibt auch im hohen Alter aktiv – er begleitet seinen Film, diskutiert in Schulen und setzt sich für Frieden und Verständigung ein – zeitlebens.

07. Markus Kressler und das Team der Kiron-Online-Universität für Flüchtlinge

Flüchtlinge können oft nicht studieren, weil Ausweise und Nachweise über Ausbildung und Studium fehlen oder das Aufenthaltsrecht noch nicht geklärt ist. Hier setzt die von Markus Kressler, Vincent Zimmer und weiteren Berliner Studentinnen und Studenten ins Leben gerufene internationale Kiron Universität an: Hier können Flüchtlinge auch ohne Papiere zwei Jahre lang Kurse im Fernstudium in MOOCs (massive open online courses) in englischer Sprache absolvieren, im dritten Jahr werden sie an einer Hochschule eingeschrieben. Bisher kooperiert die Kiron Universität mit ca. 20 Hochschulen, davon 15 in Deutschland. Dort werden die bei Kiron absolvierten Kurse anerkannt. Unterdessen kann das Aufenthaltsrecht geklärt, können eventuell fehlende Dokumente besorgt werden. Angeboten werden die Fächer Architektur, Informatik, Ingenieurwissenschaften, Kulturwissenschaft und Wirtschaftswissenschaften. Die Ausbildung ist für die Flüchtlinge kostenlos. Für die Finanzierung der Kiron University werden per Crowd-Funding Spenden gesammelt. Pro Person sind 400 Euro jährlich erforderlich.
http://kiron.university

08. NSU-Watch – »Aufklären und Einmischen«

Seit Ende der 80er Jahre gehört das apabiz zu den unabhängigen,  antifaschistischen Recherchezusammenhängen. Seitdem haben sich die MitarbeiterInnen des apabiz um basisorientierte antifaschistische Aufklärung verdient gemacht. Die Mordserie des rechtsextremen »Nationalsozialistischen Untergrunds« (NSU) markiert eine Zäsur in der Geschichte. Die Taten des NSU, sein Netzwerk und die Rolle der Behörden sind noch nicht aufgeklärt. NSU-Watch wird von einem Bündnis aus rund einem Dutzend antifaschistischer und antirassistischer Gruppen und Personen aus dem Bundesgebiet  getragen. Der Kern der momentanen Arbeit von NSU-Watch ist die Beobachtung des Strafprozesses am Oberlandesgericht in München: Nach jedem Verhandlungstag werden detaillierte Protokolle erstellt und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Daneben ist die Vermittlung von Wissen über Neonazis und den NSU eine zentrale Aufgabe. NSU-Watch hat Zugang zu umfangreichen Daten über die neonazistische Szene und die im NSU involvierten Strukturen und vernetzt Projekte und Einzelpersonen, sofern sie in das Profil von NSU-Watch passen. Träger sind u.a. das Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus, apabiz und ART Dresden.

09. Andrea Röpke, Engagement gegen Rechts

Andrea Röpke ist Journalistin und beobachtet seit vielen Jahren die rechte Szene. Besonders wertvoll waren ihre Insider-Reportagen, in denen sie einer schockierten Öffentlichkeit aufzeigte, wie Neonazis in der BRD völlig unbehelligt auf „harmlosen“ Sommercamps rechte Denkmuster und Rassismus in die Köpfe von Kindern und Jugendlichen bringen. Eine weitere wesentliche Entdeckung von Andrea Röpke war die Rolle der Frauen in der Neonazi-Szene, die von der Öffentlichkeit bislang gar nicht wahrgenommen wurden. Sie wird von der rechtsradikalen Szene heftig angefeindet und persönlich bedroht, was ihr Engagement für die Aufklärung über die rechte Szene und ihren Mut und ihre Hartnäckigkeit aber nicht beeinträchtigt. Eine mutige Frau mit einem unbestechlichen Blick und bereit zu persönlichem Risiko, ein Vorbild in Zivilcourage.

10. Leyla Zana, kurdische Menschenrechtsaktivistin

Ihr Name steht als Symbol für Frieden, Demokratie und Gleichberechtigung und für die Rechte des kurdischen Volkes. Leyla Zana ist Politikerin, Menschenrechtsaktivistin und Abgeordnete der Halkların Demokratik Partisi (HDP) im türkischen Parlament in Ankara. Zana wurde wegen Unterstützung einer terroristischen Organisation angeklagt und verbrachte viele Jahre im Gefängnis. Mit ihrer couragierten Haltung provoziert sie immer wieder und riskiert dabei auch ihr Leben. Bei ihrer Vereidigung im türkischen Parlament rief sie alle Parteien in kurdischer Sprache zum Frieden auf. Aktuell fordert sie das Ende der Gewalt in der Türkei. Die türkische Regierung und die PKK müssten endlich zu einem Waffenstillstand kommen. Geschehe das nicht, so will Zana einen Hungerstreik beginnen.

11. Henning Zierock, Friedensaktivist

Henning Zierock hat auf der Insel Lesbos bei der Flüchtlingshilfe mitgewirkt. Das Terrain dort ist doppelt schwierig, da die Griechen selbst nichts haben. Er hat Menschen in Not aufgenommen, sie mit Essen, Trinken und Kleidung versorgt und traumatisierten Kindern geholfen. Mit Solidaritäts- und Benefizkonzerten u.a. mit Konstantin Wecker in Athen rüttelt er auf und wendet sich gegen flüchtlingsfeindliche Hetze. Henning Zierock ist der „Macher“ von Kultur des Friedens und setzt sich weltweit für Menschenrechte ein.

12. Seyran Ates, integrationspolitisches Engagement

Die Anwältin und Autorin Seyran Ates engagiert sich seit Jahren in der deutschen Ausländerpolitik. Die Tochter einer Türkin und eines Kurden bemüht sich dabei um Integration, aber auch um Aufklärung innerhalb des Islams. Als Muslima und Juristin vertritt sie die Meinung, der Staat dürfe den von islamistischen Fundamentalisten unterstützten Protestaktionen von Muslimen nicht nachgeben: „Wo Religion nur der Abgrenzung dient, stellt sie sich gegen die Demokratie“. Ates engagiert sich für türkische und kurdische Migrantinnen und vertritt seit vielen Jahren Frauen, die sich gegen häusliche Gewalt wehren. Die Anwältin wurde vielfach von Prozessgegnern bedroht und 1984 schwer verletzt. Für ihr integrations- und sozialpolitisches Engagement hat Ates 2014 das Verdienstkreuz 1. Klasse erhalten.

13. Dalia Abdel Rahman, Kunstaktivistin

Nie war Kunst von derart existenzieller Bedeutung wie auf den Trümmerwänden eines geschundenen Landes. Die Künstlerin Dalia Abdel Rahmann arbeitet in palästinensischen Flüchtlingslagern in Gaza. Mit einem Rausch von Farben auf den Wänden zerstörter Häuser gibt sie der Sehnsucht nach Licht und Sonne, Gerechtigkeit und Freiheit eine Gestalt. Statt militanter Märtyrer-Graffiti verschönert sie gemeinsam mit 30 Bewohnerinnen und Bewohnern des heruntergekommenen Flüchtlingslagers Schati ihre Umgebung. In einem durch Krieg, Gewalt und Verrohung der Menschen gezeichneten Land zeugt diese gewaltfreie und kreative Friedensaktion von ethischem Verhalten, das allen, die in Freiheit und Wohlstand leben, Respekt abnötigt. Die junge palästinensische Künstlerin Dalia Abdel Rahman gehört zu den Initiatorinnen dieser Kunstaktion.

14. Erhard Eppler, Politiker

Erhard Eppler trat 1952 in die von Gustav Heinemann und Helene Wessel gegründete Gesamtdeutsche Volkspartei ein und wechselte später zur SPD. Er war Mitbegründer der Humanistischen Union, Bundesminister und Vorsitzender der SPD-Grundwertekommission. Als Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit machte er klar, dass Entwicklungshilfe nicht funktioniert, wenn sie „von oben“ verabreicht wird. Sein Ministerium verstand er nicht als Institution zur Förderung deutscher Exporte. Eppler war eine der herausragenden Persönlichkeiten der Friedensbewegung der 1980er Jahre und äußert sich auch heute noch zu aktuellen politischen Themen. Er selbst beschreibt sich als überlegten Verantwortungsethiker

15. Das Augsburger „Grandhotel Cosmopolis“

beherbergt Asylbewerber und Reisende unter einem Dach. Die Möbel kommen aus Wohnungsauflösungen, Gäste zahlen für die von Künstlern gestalteten Zimmer den Preis, den sie für richtig halten. Georg Heber ist einer von vielen gleichberechtigten Mitgliedern des Vereins „Grandhotel Cosmopolis e.V.“, der nun schon seit zwei Jahren erfolgreich das Projekt vorantreibt: Eine Herberge für Asylbewerber und für zahlende Gäste, unter einem Dach und auf Augenhöhe, dazu Ateliers für Künstler sowie ein Café und Restaurant.

16. Albrecht Müller und die NachDenkSeiten

Gut informierte Bürgerinnen und Bürger sind eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine demokratische Ausgestaltung eines Staates. In Deutschland findet schon seit einiger Zeit eine enorme Medien-Konzentration statt. Die Ausdünnung der Redaktionen führt vermehrt zu einer schlecht recherchierten und unkritischen Berichterstattung. Die Folge ist, dass die Medien-Landschaft immer mehr an Vielfalt verliert und im Gegenzug die Manipulation und der Kampagnen-Journalismus zunehmen. Vor diesem Hintergrund ist die Arbeit, die Albrecht Müller und sein Redaktionsteam mit der Herausgabe der NachDenkSeiten als ein Instrument der Gegenöffentlichkeit seit vielen Jahren und weit überwiegend ehrenamtlich nahezu täglich erbringen, gar nicht hoch genug einzuschätzen. Sie machen mit einem breiten Spektrum an Themen ein Informationsangebot, das auf soziale, demokratische und nicht zuletzt friedenspolitische Defizite aufmerksam macht. Damit leisten die NachDenkSeiten gerade auch in Zeiten des Erstarkens rechtsradikaler Parteien einen wertvollen Beitrag für die Sicherung der Demokratie und für eine friedliche Entwicklung in Deutschland und in Europa.

17. Christiane Quincke, Engagement gegen Rechts

Die Dekanin der evangelischen Stadtsynode Pforzheim setzt sich seit langem mit dem Erstarken der faschistischen Aufmärsche in Pforzheim auseinander. Jährlich finden zum Jahrestag der Bombardierung der Goldstadt Fackelmahnwachen und Aufmärsche von Rechtsradikalen statt. Wegen ihres Engagements wird die Dekanin von reaktionären Kräften, wie „Ein Herz für Deutschland“, der AFD und konservativen Kräften der Stadt angefeindet. Auch durch Kirchenaustritte lässt sich Frau Quincke nicht von ihrer christlichen Auffassung abbringen.

18. Jafar Panahi, iranischer Filmemacher

Jafar Panahi wurde 1960 geboren und ist ein iranischer Filmregisseur. In seinen Filmen setzt er sich immer wieder kritisch mit Politik und Gesellschaft in der Islamischen Republik auseinander. 2010 wurde Panahi zu einer 6-jährigen Haftstrafe und einem 20-jährigen Berufsverbot verurteilt.

Trotz Berufsverbot drehte er den Film „Taxi Teheran“. Hier spielt er selbst einen Taxifahrer, der die unterschiedlichsten Personen durch Teheran fährt und mit scheinbar versteckter Kamera sich selbst und seine Fahrgäste beobachtet. Es entspinnen sich teilweise absurde Dialoge, die einen Einblick in den politischen Alltag der Diktatur vermitteln. Der Film vermittelt dennoch Humor und die Humanität in dem Film drückt Hoffnung aus für dieses durch eine mittelalterliche Diktatur geschundene Land. Es gelang Jafar Panahi, den fertigen Film aus dem Iran zu schmuggeln, und er erhielt 2015 bei der Berlinale für das Werk den Goldenen Bären. Jafar Panahi wird auch weiterhin unter den Repressalien der iranischen Zensur zu leiden haben.

19. Antonia Melo, Umweltaktivistin

Antonia Melo lebt in der Stadt Altamira im Bundesstaat Para/Brasilien. Sie ist Sprecherin der Bewegung „Xingu vivo“, die seit Jahren gegen den Bau des drittgrößten Staudammprojektes der Welt „Belo Monte“ am Rio Xingu kämpft. Umsiedlung von 20 000 Menschen, Abholzung und Überflutung einer Fläche größer als der Bodensee und großflächige Zerstörung des Regenwaldes sind nur einige Folgen des Projektes. Beteiligt sind neben Baufirmen auch Siemens und die Firma Voith aus Heidenheim. Sie liefern Turbinen und Transformatoren. Inzwischen ist „Belo Monte“ fast fertig. Der Kampf ist verloren. Aber er wird weitergehen. Am Nachbarfluss Tapajos sind gleich mehrere Dämme und Kraftwerke geplant. Betroffen ist hier das indigene Volk. Antonia und die Munduruku setzen sich gewaltfrei und friedlich für eine Welt ein, in der das Lebensrecht und die Würde der Kleinbauern, Landlosen und Indigenen – aber auch das der Tiere, der Flüsse und der Wälder geachtet wird.

20. Brandon Bryant, Whistleblower

Brandon Bryant war Drohnen-Operator bei der US Air Force. In dieser Zeit war er für sogenannte gezielte Tötungsoperationen eingesetzt. Vor einiger Zeit hat er den Dienst aus moralischen Gründen quittiert und sich als Whistleblower einen Namen gemacht. In seinen Vorträgen widerspricht er der Vorstellung, dass die Drohnenangriffe gezielte und saubere Tötungen ermöglichen. In öffentlichen Veranstaltungen, wie derzeit in Deutschland, weist er darauf hin, dass sein Land, die USA zur Verantwortung gezogen werden müsse. Im November 2015 äußerte der Whistleblower den Wunsch, nach Berlin ins Exil zu gehen, weil er den Boden unter den Füßen verloren und kein Zuhause mehr habe.

21. Projekt „Wiederaufbau Kobane“

Vor einem Jahr wurde die Stadt Kobane in Nordsyrien nach langem Kampf von der Besetzung des sogenannten „Islamischen Staates“ befreit. Über 200.000 Menschen mussten fliehen und die Stadt war zu 80% zerstört. Nun kehrt das Leben zurück und die Stadt wird wieder aufgebaut. Eine neue demokratische Gesellschaft wird geschaffen mit Selbstverwaltung, Durchsetzung von Frauenrechten, Religionsfreiheit und ausdrücklich einem friedlichen Zusammenleben aller dort lebenden Völker, der Kurden, Araber, Christen und Jesiden. Die Menschen dort zeigen, dass eine andere Welt möglich ist. Dieser Prozess wird von der Bürgermeisterin Shevin Mahmout und dem Vize Ibrahim Khalil unterstütz. Zur Förderung des Wiederaufbaus wurde ein Gesundheitszentrum in einem Akt der internationalen Solidarität von 170 ehrenamtlichen Helfern aus zehn Ländern in Zusammenarbeit mit kobanischen Bauarbeitern und der Selbstverwaltung gebaut (Projekt „Wiederaufbau Kobane“). Auch aus Stuttgart waren fünf Aufbauhelfer mit dabei. Die Planung des Gesundheitszentrums wurde unterstützt durch das Ingenieursbüro Schleich-Bergemann und Partner.

22. ÄRZTE OHNE GRENZEN

Die private, unabhängige Hilfsorganisation leistet medizinische Nothilfe in Krisen- und Kriegsgebieten und erhielt 1999 den Friedensnobelpreis. Ärzte ohne Grenzen arbeitet unabhängig, unparteiisch und, abhängig von der konkreten Einsatzsituation, so neutral wie möglich. Nur so kann diese Organisation in Krisenregionen wirkungsvoll humanitäre Hilfe leisten. Durch ihre Arbeit macht Ärzte ohne Grenzen auf Völker in Not aufmerksam. Berichtet wird über das, was Mitarbeiter vor Ort sehen. Jedes Jahr sind etwa 200-300 Mitarbeiterinnen in Projektländern aktiv. Seit vielen Jahren kann man die unermüdlichen Aktivitäten von Ärzte ohne Grenzen verfolgen, deren Hilfe während der Ebola-Epidemie besonders berührt war.

23. Netzwerk Friedenskooperative

Das Netzwerk ist in Bonn ansässig. Als informeller Dachverband von Friedens- und Menschenrechtsgruppen ist es eine bedeutende Koordinierungsstelle für außerparlamentarische Aktionen, Strategiebildung und Politik von unten. Immer wieder geht es um gewaltfreien Widerstand, Aktionen gegen Krieg und Militarismus, Solidarität mit Flüchtlingen, um Menschen- und Bürgerrechte.
Das Netzwerk ist Herausgeber u.a. des alle zwei Monate erscheinenden Magazins FriedensForum und der Monitoring-Reihe, in der Hefte zur zivilen Konfliktbearbeitung zu verschiedenen Kriegen und Konflikten erschienen sind. Im Netzwerk arbeiten heute Kristian Golla, Philipp Ingenleuf und Marvin Mendyka. Es finanziert sich ausschließlich aus Einzelspenden und Förderbeiträgen.
www.friedenskooperative.de