Archiv der Kategorie: Vorschläge Stuttgarter Friedenspreis 2014

24 Talat-Alaiyan-Stiftung, Berlin

Eine Stiftung organisiert Begegnungen junger Israelis und Palästinenser in Berlin. Und anders als ihre Regierungen schließen diese schnell Freundschaft. Wenn palästinensische, israelische und deutsche Jugendliche gemeinsam die „West Side Story“ aufführen, die Geschichte zweier verfeindeter Cliquen, der Jets und der Sharks, wer spielt dann die Jets und wer die puertoricanischen Sharks? Wer hier auf das Klischee setzt und den Palästinensern die Rolle der Sharks zuweist, liegt falsch. Alle spielen alles, die Rollen sind doppelt und dreifach besetzt, die Nationalitäten wechseln sich ab, bis man nach kurzer Zeit völlig vergessen hat, wer wer ist. Nur an der Sprache kann man sie noch erkennen. Ermöglicht hat diesen beeindruckenden Abend die Talat-Alaiyan-Stiftung, die 2003 von der damals in Saarbrücken lebenden deutschen Ärztin palästinensischer Herkunft, Halima Alaiyan, in Erinnerung an ihren früh verstorbenen Sohn gegründet wurde. Ziel der 2003 in Saarbrücken gegründeten Stiftung ist es, israelische, palästinensische und deutsche Jugendliche in Deutschland für einige Tage zusammenzubringen.

25 Ulli und Sonnhild Thiel

Die Friedensaktivisten Ulli (geb.1943) und Sonnhild (geb. 1941) Thiel haben maßgeblich zur Verbreitung gewaltfreier Ideen in Baden-Württemberg beigetragen und zigtausende Baden-Württemberger friedenspolitisch inspiriert. Die Beratung von weit mehr als tausend Kriegsdienstverweigerern seit den späten 1960er Jahren war der Beginn eines bis heute andauernden Engagements gegen Militarismus und Gewalt. In den 1970er und 1980er Jahren war das Haus des Ehepaars Thiel Ideenschmiede, Bücher- und Plakatstation, Landesgeschäftsstelle der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG- VK), kurzum ein Friedensbüro mit überragender Ausstrahlung im Südwesten. Hier hat Ulli Thiel 1978 den wohl bekanntesten Leitspruch der
bundesweiten Friedensbewegung „erfunden“: „Frieden schaffen ohne Waffen“. „Die Thiels“ wurden zum Vorbild in unserem Land. Ihre gemeinsame Lebensleistung verdient Respekt, Dank und Anerkennung. Im Gedenken an den im April 2014 verstorbenen Ulli Thiel soll Sonnhild Thiel den Stuttgarter Friedenspreis 2014 erhalten.

26 Brigitte Weiler

Ich schlage Brigitte Weiler aus Herrenberg vor. Brigitte Weiler ist Krankenschwester und Schiffoffizierin und hat den Verein Cabilla e.V. gegründet. Sie leistet seit Jahren medizinische und humanitäre Hilfe in Afghanistan und Pakistan. Es begann damit, dass sie Nähmaschinen und Stoffe in die- se Länder brachte, um dort notleidende Witwen zu unterstützen. Die Frauen konnten sich dadurch eine kleine Existenz aufbauen. Inzwischen liefert sie auch Winter- kleidung und Schulmaterial für Waisen und arme Kinder. Auch liefert sie der Shaba-Klinik Medikamente. Die Klinik liegt in einem unwegsamen Gebirgstal nördlich von Kabul. Alles wird durch Spenden finanziert und Brigitte Weiler kauft fast alle Hilfsgüter im Basar vor Ort, um die einheimische Wirtschaft zu fördern. In Pakistan beteiligt sie sich an der Flutopferhilfe entlang des Indus-Flusses zusammen mit zwei anderen Hilfsor- ganisationen. Sie unternimmt regelmäßig Reisen in diese Länder.
cabillaev.blogspot.de

27 Jean Ziegler, Schweiz

Jean Ziegler ist ein Humanist, der sich für eine friedliche Welt einsetzt, in der vor allem die Benachteiligten, Ausgebeuteten und Entrechteten eine Chance für ein menschenwürdiges Leben bekommen. Insbesondere als UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung und als Mitglied im Beratenden Ausschuss des UN-Menschenrechtsrates hat er vehement in Wort und Schrift gegen das globale kapitalistische Ausbeutungsregime gekämpft. In seinen zahlreichen Vorträgen und Büchern hat er die weltweiten menschenunwürdigen Zustände in der sog. Dritten Welt beschrieben und kritisiert und die dafür Verantwortlichen (die multinationalen Konzerne und Finanzinstitutionen) benannt. Er hat immer wieder dazu aufgerufen, sich durch bürgerschaftliche Proteste für eine solidarische und friedliche Gesellschaft einzusetzen und die politisch Verantwortlichen unter Druck zu setzen, damit politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen ge- schaffen werden, um die multinationalen Konzerne unter Kontrolle zu bringen. Jean Ziegler hat durch seine Tätigkeit Anerkennung und Auszeichnungen erhalten, aber auch erbitterte Feindschaft erfahren. Spektakulär war seine Ausla- dung als Festredner bei den Salzburger Festspielen 2011. Die nicht gehaltene Festrede wurde glücklicherweise in Buchform heraus gebracht.