Alle Beiträge von Burkhard Heinz

20. Lebenshaus Schwäbische Alb. Gemeinschaft für Frieden und Ökologie

Das Lebenshaus Schwäbische Alb feiert dieses Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Es versteht sich als “Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie” und setzt diese Ideale im täglichen Leben und Wirken um. In Gammertingen haben schon viele von Haus und Heimat Vertriebene Zuflucht, menschliche Wärme und Lebensmut gefunden. Initiator Michael Schmid und Katrin Warnatzsch tragen hauptamtlich die vielfältige Last, wobei ihnen Gandhis und Martin Luther Kings Leben und Werte als Vorbilder dienen. „Diese historischen Beispiele bestärken uns in dem Anliegen, dass nur der Einsatz gewaltfreier Mittel die Gesellschaft gestalten soll.“ Der Sensbachtaler Friedensaktivist Klaus Vack schreibt über das Haus: “Trotz gegenläufiger und zerstörerischer gesellschaftlicher Entwicklungen wird im Lebenshaus praktisch gegen den herrschenden Strom geschwommen. Im Sinne von Ernst Blochs ‘Prinzip Hoffnung’. Human gesehen brauchen wir solche Anfänge, Nischen der Menschlichkeit, überall – auch auf der Schwäbischen Alb.”

Website Lebenshaus Schwäbische Alb

21. Literally Peace. Ein transkultureller Dialog

Literally Peace ist eine Gruppe syrischer und deutscher Autor*innen. Ihre Texte handeln nicht nur von Krieg und Frieden, sie thematisieren darüber hinaus auch Themen wie Freundschaft, Liebe, Hoffnung, Migration, Diskriminierung. Besonders bereichernd sind dabei die unterschiedlichen kulturellen und sozialen Hintergründe der in Literally Peace aktiven Personen. Bei der Auseinandersetzung mit den Texten entdecken die Mitglieder dieser Gruppe Unterschiede und Gemeinsamkeiten ihres jeweiligen Lebens und schaffen gleichzeitig einen Rahmen für eine Grenzen und Kulturen überschreitende Zusammenarbeit. Für die jungen Syrer*innen ist die Gruppe eine Möglichkeit, sich als selbstbewusste Individuen zu erleben und darzustellen und ihre Rolle als vermeintlich wehrlose Kriegsopfer zu überwinden. Seit Gründung der Gruppe im Frühjahr 2017 werden die Texte der jungen Autor*innen regelmäßig auf einem dreisprachigen Blog veröffentlicht und bei öffentlichen Lesungen, begleitet von Musik, vorgetragen.

Website Literally Peace

22. Mafia? Nein, Danke! Unterstützung und Vernetzung von Anti-Mafia-Aktivitäten

Wenige Tage nach den brutalen Mafiamorden in Duisburg gründeten italienische Mitbürger im August 2007 in Berlin diese Initiative. “Mafia? Nein Danke!” will in Deutschland über die Gefahr der Mafia aufklären und hilft beispielsweise bei der Recherche für Fernsehsendungen (ARD die Story „Müll, Mafia und das große Schweigen“) und Zeitungsartikeln (Kontext). Eine wichtige Aufgabe sieht “Mafia?Nein Danke!” auch darin, unterschiedliche Anti-Mafia-Gruppen zu vernetzen, zu fördern und zu stärken. Außerdem setzt sich der Verein für eine europaweite Harmonisierung der Gesetze und für einen verbesserten Kampf gegen die organisierte Kriminalität ein. Im Dezember 2017 forderten Mitglieder der neapolitanischen Camorra von Berliner Restaurantbesitzern „Schutzgeld“. Mit Unterstützung von „Mafia? Nein Danke!“ gingen über 40 Gastronomen zur Polizei und erstatteten Anzeige. Die Polizei konnte die Erpresser daraufhin festnehmen und dankte der italienischen Gemeinde in Berlin für ihr Engagement gegen die Mafia. Alle Mitarbeitenden im Verein sowie der Vorstand sind ehrenamtlich tätig.

Website Mafia?Nein Danke!

23. Nymia Pimentel-Simbulan. Für Menschenrechte auf den Philippinen

Nymia Pimentel-Simbulan ist Geschäftsführerin von PhilRights, einer Menschenrechtsorganisation der Philippinischen Allianz der Menschenrechtsanwälte (PAHRA). PhilRights beteiligt sich aktiv an der Ausbildung, Forschung, Information, Überwachung und Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen, insbesondere von wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechten. PhilRights hat eine wichtige Rolle bei der Abschaffung der Todesstrafe im Land im Jahr 2006 gespielt. Sie hat auch eine führende Rolle bei der Vorlage alternativer Berichte über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte bei den Vereinten Nationen gespielt.  Das Institut hat mehrere Handbücher, Bücher und Leitfäden zum Thema Menschenrechte herausgegeben, die von NGOs und Volksorganisationen in großem Umfang genutzt werden. Nymia Pimentel-Simbulan ist auch für die Menschenrechtsorganisation „Medical Action Group“ aktiv und fordert, dass medizinische Versorgung für alle Menschen verfügbar sein muss.

Website zu Nymia Pimentel-Simbular

24. Parastou Forouhar. Kunst gegen das Vergessen

Parastou Forouhar wurde 1962 als Tochter der beiden demokratischen Politiker Parwaneh und Dariush Forouhar in Teheran geboren. Dariush Forouhar war Ende der 1970er-Jahre Arbeitsminister und später ein führender iranischer Oppositioneller. 1990/91 ging Parastou Forouhar zum Kunststudium an die Hochschule für Gestaltung nach Offenbach und lebt seitdem in Deutschland. Am 21. November 1998 wurden ihre Eltern in Teheran vom iranischen Geheimdienst ermordet und die Kunst Parastous setzt sich fortan vor allem mit gesellschaftspolitischen Themen auseinander. Um an das Verbrechen an ihren Eltern und deren demokratische Mitstreiter*innen zu erinnern, das Andenken an sie wachzuhalten und gegen die aktuellen Menschenrechtsverletzungen im Iran zu protestieren, reist Parastou Forouhar alljährlich am Todestag ihrer Eltern nach Teheran, um am Ort des Verbrechens eine das Regime immer wieder verunsichernde, öffentliche Gedenkstunde abzuhalten.

Website Parastou Forouhar

25. Rahmenlos und frei. Der Chor der Vesperkirche

Wir schlagen für den Stuttgarter Friedenspreis 2018 den Chor „Rahmenlos und frei“ mit seinem Chorleiter Patrick Bopp vor. Viele Mitglieder dieses Chores sind Gäste der Stuttgarter Vesperkirche, haben in ihrem Leben schon einiges durchgemacht und schwere Schicksalsschläge erlitten: Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Alkohol- oder Drogenprobleme. “Ich habe großen Respekt davor“, sagt Patrick Bopp, “dass diese Leute sich nicht verstecken”. „In den Liedern erzählen die Menschen immer auch von sich“, sagt der Chorleiter, ”und deshalb sind die von den Chormitgliedern selbst entwickelten Versionen bekannter Stücke immer auch etwas Besonderes.“Dass die Sänger*innen trotz ihrer oft nicht einfachen Lebensumstände sich nicht verhärten lassen und Freude ausstrahlen, ist Hoffnung und Ansporn zugleich. „Rahmenlos und frei“, der Chor der sich aus Helfern und Gästen der Stuttgarter Vesperkirche heraus vor knapp acht Jahren gegründet hat, kommt bisher immer nur in der Vesperkirchenzeit und kurz davor zusammen – also von Mitte Dezember bis ungefähr Anfang März.

Stuttgarter Nachrichten zu Rahmenlos und frei

26. Rainer Rothfuß. Geopolitik von unten

Dr. Rainer Rothfuß beschäftigt sich mit Feindbildgenese und der Entstehung und gewaltlosen Lösung von Konflikten. Weil er den Frieden in Europa gefährdet sieht und den politischen Eliten mangelnde Friedenswilligkeit unterstellt, entwickelte er den Ansatz einer „Geopolitik von unten“. Zu seinen Aktivitäten gehören u.a. die 2016 und 2017 von ihm organisierten Friedensfahrten nach Russland, in deren Mittelpunkt die Begegnung mit der russischen Bevölkerung, Einblicke in Kultur und Geschichte Russlands und der Aufbau von Freundschaften unabhängig von politischen Überzeugungen standen. Rothfuß organisiert den Dialog von Menschen aus unterschiedlichen Systemen und setzt auf drei Ebenen inspirierende Impulse: in seiner wissenschaftlichen Forschung, in der direkten Aktion und in einer friedensschaffenden Praxis. Er wirkt direkt an der humanen Basis einer friedlichen Welt, indem er bei den Menschen selbst und ihrer Fähigkeit ansetzt, Freundschaft über strukturelle und kulturelle Grenzen hinweg aufzubauen.

Website von Rainer Rothfuß

27. Ruben Neugebauer, Seawatch. Seenotrettung

Ruben Neugebauer, 28 Jahre, fliegt mit einer einmotorigen „Moonbird“ über das Mittelmeer, um in Seenot geratende Flüchtlingsboote ausfindig zu machen. Er riskiert bei dieser Tätigkeit, die er ehrenamtlich ausführt, oft selbst sein Leben. Ruben Neugebauer ist Mitbegründer von Seawatch und Sprecher, Koordinator und Krisenmanager dieser NGO, die mit zwei Schiffen der einmotorigen „Moonbird“ mit haupt- und ehrenamtlich Tätigen versucht, Flüchtende zu retten. Mit Seawatch verbringt Neugebauer soviel Zeit wie andere für einen Vollzeitjob. Er arbeitet als Film -und Fotojournalist und recherchiert Kampagnen für NGOs. Die Arbeit ist mit Risiken für Leib und Seele verbunden, sie ist anstrengend, zermürbend, aber auch dankbar, denn Ruben Neugebauer und die fest angestellten und freiwilligen Helfer*innen von Seawatch, unter ihnen viele Ärzt*innen und Sanitäter*innen, waren in den vergangenen Jahren an der Rettung von mehr als 50.000 Menschen beteiligt.

Website Sea-Watch

28. Ruth Weiss. Anti-Apartheid-Aktivistin und Jahrhundertzeugin

Die Journalistin und Schriftstellerin Ruth Weiss wird 1924 als Ruth Loewenthal in Fürth geboren. 1936 muss sie mit ihrer Familie aus Nazi-Deutschland fliehen. Sie findet in Südafrika eine neue Heimat. Als Jugendliche wird sie dort mit den Anfängen des Apartheidsystems konfrontiert. Zwar ist sie als Weiße privilegiert, doch schlägt sie sich auf die Seite der Anti-Apartheidbewegung und arbeitet später als Journalistin unter anderem für die Deutsche Welle, den Guardian und die Financial Times. Sie hatte engen Kontakt zu Nelson Mandela und zu vielen anderen Führern der afrikanischen Freiheitsbewegungen. Sie galt lange als eine der wichtigsten afrikanischen Stimmen gegen Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Antisemitismus. Ende der 60er Jahre wurde sie aus Rhodesien ausgewiesen, da sie allzu offen berichtete, wie es der Regierung gelang, die UN-Sanktionen zu umgehen. Als Antiapartheid-Aktivistin und Jahrhundertzeugin besucht Ruth Weiss heute noch Schulen, weist auf Parallelen zwischen Nazis und Buren hin und setzt sich gegen rassistische Diskriminierung ein.

Wikipedia Ruth Weiss

29. Sarah Idan und Adar Gandelsman. Schönheitsköniginnen gegen Anti-Semitismus

Die eine ist Miss Universe Irak, die andere Miss Universe Israel – ihr Foto wurde zu einem Politikum. „Lass uns ein Foto machen, damit unsere Völker sehen können, dass wir kein Problem miteinander haben und dass wir Botschafterinnen des Friedens sind“. Eine gute Nachricht im Jahr des Antisemitismus. Dass auch in der arabischen Welt die Ansicht verbreitet ist, die Juden seien öffentliche Feinde, konnte man an den Beleidigungen und Todesdrohungen ablesen, die Sarah Idan wegen des von ihr geposteten Foto erhielt. Doch sie bekam auch über 10.000 Likes. Das Foto der beiden Frauen verweist auf eine Geschichte, der in der ideologisch eingetrübten Betrachtung des Nahostkonflikts nur selten Rechnung getragen wird: Das ist die Geschichte der Vertreibung der arabischen Juden aus ihren Heimatländern. Miss Irak hat ein Gespür dafür entwickelt, dass es an der Zeit ist, die antisemitischen Stereotype hinter sich zu lassen. Ihre Familie hat das Land wegen der Todesdrohungen inzwischen verlassen – aber ihre Haltung ist klar: „Negative Reaktionen werden uns nicht umstimmen. Wir bleiben Schwestern.”

Stern zu Sarah Idan und Adar Gandelsman

30. Saúl Luciano Lliuya. Ein Kleinbauer gegen ein Großunternehmen

Saúl Luciano Lliuya ist Bauer und Bergführer in Peru. Mit Unterstützung der NGO Germanwatch hat er jetzt gegen den Energiekonzern RWE geklagt. Er fürchtet um seine von einer möglichen Flutwelle bedrohte Heimatstadt Huaraz. Der Konzern, so die Argumentation, sei maßgeblich mitverantwortlich für das Abschmelzen der Andengletscher und die dadurch entstehende Bedrohungslage für sein im Gebirgstal gelegenes Haus. RWE solle sich an der Finanzierung von Schutzmaßnahmen an dem durch die Gletscherschmelze wachsenden Gebirgssee oberhalb der Stadt beteiligen – und zwar in einer Größenordnung, die dem Anteil des Energiekonzerns an der Verursachung des globalen Klimawandels entspricht. Die Folgen des Klimawandels sind weltweit Grund für Flucht und Konflikte. Eine erste erfolgreich genommene Hürde des Präzedenzfalls ist die Zulassung der Klage vor Gericht. Bereits jetzt hat Saúl Luciano Lliuyas Engagement eine Signalwirkung entwicklet, um Konzerne stärker in die Verantwortung für ihre klimaschädlichen Machenschaften zu nehmen.

Germanwatch zu Saúl Luciano Lliuya

31. Solmaz Vakilpour. Nackt gegen Krieg

Mit ihrer Aktionskunst „Warless Day“ setzt sich Solmaz Vakilpour auf aktuelle und künstlerische Weise in der Öffentlichkeit mit dem Thema Krieg und Frieden auseinander. Ihre Aktionen möchten die Menschen ermutigen, sich mit dem nackten Körper gegen Krieg und Gewalt einzusetzen. Mit Nacktheit möchte Solmaz Vakilpour die nötige Aufmerksamkeit schaffen und die Schönheit und Verletzlichkeit der Menschen, jeden Geschlechts und Alters, mit den Folgen der Kriege konfrontieren. So werden die eigenen Grenzen, etwas zu tun, künstlerisch und immer öffentlich thematisiert und zwingen zur Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Kölnerin Solmaz Vakilpour (37) wurde im Iran geboren und lebt seit Mitte der 80er Jahre in Deutschland. Seit 2014 werden ihre Kunstaktionen und Auftritte von vielen Mitstreiter*innen unterstützt. 2015 hat die Tanztheatergruppe Bodytalk die Geschichte von Solmaz Vakilpour und Warless Day in einem eindrucksvollen Tanztheaterstück „Flashmob mit Toten“ inszeniert.

Website Solmaz Vakilpour

32. Sy­bil­le Schne­ha­ge. Schulen, Brunnen, Brücken für Afghanistan

Sy­bil­le Schne­ha­ge lei­tet die Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on Kat­a­chel, die seit 1994 in der Pro­vinz Kun­dus ak­tiv ist. Kat­a­chel hat dort schon 32 Schu­len ge­baut und über Tau­send Brun­nen und Brü­cken. Der­zeit wer­den jähr­lich rund 140 Mäd­chen zu Nä­he­rin­nen aus­ge­bil­det. 2003 er­hielt Schne­ha­ge das Bun­des­ver­dienst­kreuz, 2006 die Eh­ren­dok­tor­wür­de der Uni­ver­si­tät Ka­bul. 2013 schrieb Er­folgs­au­to­rin He­ra Lind ei­nen Ro­man über Schne­ha­ges Er­leb­nis­se („Dra­chen­kin­der“). Doch die Hel­fe­rin war 2015 zum letz­ten Mal bei „ih­ren Leu­ten“ in Af­gha­nis­tan. Denn im Sep­tem­ber 2016 wur­de auf Be­trei­ben des Aus­wär­ti­gen Am­tes und des Bun­des­kri­mi­nal­am­tes ih­re Rei­se­frei­heit be­schränkt. In Schne­ha­ges Rei­se­pass steht jetzt, dass sie we­der di­rekt noch in­di­rekt nach Af­gha­nis­tan rei­sen darf. Schne­ha­ge kann es im­mer noch nicht fas­sen. „Ich muss doch vor Ort nach dem Rech­ten se­hen, die Kon­tak­te pfle­gen und Ab­rech­nun­gen ma­chen.“ (taz 29.03.2018)

Wikipedia Sybille Schnehage

33. Zirkus Mutter Erde. Plattform für Vernetzung und Nachhaltigkeit

Der Zirkus Mutter Erde e.V. (ZME) ist ein offener Freundeskreis. Er ist der Überzeugung, dass durch eine Revolution der Gedanken und durch eine veränderte innere Haltung eine kontinuierliche Veränderung hin zu einer gerechteren Welt möglich ist. Lösungsorientierte Alternativen und positive Verstärkung werden der Mahnung mit dem Zeigefinger vorgezogen. Das Aufzeigen neuer Wege und Ideen, aber auch von Missständen und die Befähigung zur selbstkritischen Reflexion sind Teil des Schaffens. Zirkus Mutter Erde bietet eine Plattform zur Vernetzung und Verbindung von Akteuren aus dem Bereich der Nachhaltigkeit und zur Umsetzung von Aktivitäten. Das “Zirkus Mutter Erde Festival” ist die Verschmelzung von Plattform und eigenen Aktionen. Dabei wird ein Wochenende lang ein Fleckchen Stuttgart in eine Manege verwandelt, wo Vereine, Initiativen und Organisationen sich vorstellen, austauschen, informieren und Handlungsansätze anbieten können.

Website Zirkus Mutter Erde

Vorschläge (Autor*innen)

Andreas Wenzel
AnStifter-Frauen
Arno Gutmann
Barbara Stichling
Bernd-Wilfried Kießler
Brigitte Busch
Berthold Keunecke
Elisabeth Abendroth
Elisabeth Rathgeb
Gerd Rathgeb
HansChris Dreßen
Herand Müller-Scholtes
Hermann Schulz
Hermann Zoller
Ingrid von Staden
Jan Ilhan Kizilhan
Jörg Schmidt
Maren Westermann
Maria Tramountani
Marilen Rauch
María-Eugenia Lüttmann
Siggi Adam
Peter Främke
Reinhold Busch
Renate Of
Rosemarie Kirschmann
Rüdiger Schmidt
Sibylle Steinmaier
Swen Holst
Ursel Zoller
Uta Probst
Werner Brenneisen
Werner Schretzmeier
u.a.

Anmerkung Stuttgarter Friedenspreis 2017
2. Wahlgang

Weiter unten finden Sie das Abstimmungsformular für den 2. Wahlgang, aus dem als Sieger_in hervorgeht, wer die meisten Stimmen auf sich vereinigt. Aus dem ersten Wahlgang als die sechs Bestplatzierten sind hervorgegangen (in alphabetischer Reihenfolge und mit der entsprechenden Kennnummer):

02. Lutz Beisel. Mitbegründer terre des hommes

Selten ist von Stuttgart so viel Positives ausgegangen wie an jenem Abend vor 50 Jahren: Es war der 8. Januar 1967, als sich auf Einladung des damals 29-jährigen Lutz Beisel etwa 40 Menschen im Lehrerzimmer der Walddorfschule auf der Uhlandshöhe trafen, um terre des hommes Deutschland zu gründen. Dies geschah unter dem Eindruck der Gräuel des Vietnamkrieges. „Da konnte man einfach nicht zuschauen, da musste man etwas unternehmen“, sagt Beisel heute. Bis 1979 blieb Beisel hauptamtlich bei terre des hommes Deutschland; die erstenanderthalb Jahre neben seinem Beruf. Dann begründete er in Stuttgart die dringend notwendig gewordene erste Geschäftsstelle, zuerst im Bügelkeller einer Stuttgarter Gönnerin in der Tannenbergstraße, später in einer verwaisten Zahnarztpraxis in der Kreuznacher Straße. Heute ist terre des hommes Deutschland eine der bedeutendsten deutschen NGO der Entwicklungszusammenarbeit. Lutz Beisel lebt heute in Tuttlingen. In seinem „Ruhestand“ betreut er zusammen mit seiner Frau eine 13-köpfige syrische Flüchtlingsfamilie. Lutz Beisel ist ein Anstifter im besten Sinne des Wortes.

05. Aslı Erdoğan. Schriftstellerin und Kolumnistin

Die 1967 in Instanbul geborene Aslı Erdoğan ist Physikerin, Journalistin und eine in der Türkei bekannte Schriftstellerin. Sie gehört zu den Fürsprechern der kurdischen Minderheit in der Türkei. Als Kolumnistin schrieb sie zunächst für die Zeitung Radikal, dann ab 2011 für die kurdisch-türkische Zeitung Özgür Gündem. Am 16. August 2016 wurde Aslı Erdoğan im Rahmen der politischen Säuberungen nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei vom 15. Juli 2016 mit 22 anderen Journalisten der Zeitung verhaftet. Ende vergangenen Jahres wurde sie unter Auflagen aus der Haft entlassen. Die Anklageschrift gegen Aslı Erdoğan, in der die Staatsanwaltschaft lebenslange Haft für die Autorin und acht weitere Angeklagte fordert, ist angenommen worden. Ihnen allen wird unter anderem Mitgliedschaft und Propaganda für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK vorgeworfen. Zu ihren ins Deutsche übersetzten Büchern gehört u.a. „Die Stadt mit der roten Pelerine“ und „Der wundersame Mandarin“ (beide 2008).

07. Klara Fries. Initiatorin Demokratiebahnhof Anklam

Nach der Wende haben NPD, Burschenschaften und andere rechte Gruppen systematisch Strukturen in Anklam aufgebaut. Eine Gruppe von Jugendlichen versucht, dem gegenzuhalten mit dem Jugendzentrum Demokratiebahnhof. Die Initiatorin Klara Fries, 24, Lehramtsstudentin in Greifswald, fährt mehrmals in der Woche nach Anklam und unterstützt Kinder und Jugendliche in der Gestaltung ihrer Freizeit. Sie reparieren Fahrräder, kochen zusammen, schauen Filme. Sie sind in Entscheidungsprozesse eingebunden, gestalten das Programm mit und lernen nebenbei demokratische Meinungsbildung. Ein syrischer Jugendlicher versucht, Verständnis zu schaffen für die über 200 Geflüchteten, die mittlerweile in Anklam leben. Das Engagement von Klara Fries ist nicht ungefährlich, mehrmals wurde sie von rechten Gruppen bedroht.

10. Ka’apor. Stellvertretend für die indigenen Völker Amerikas

Die rund 2000 Ka’apor leben in 18 Dörfern innerhalb ihres seit 1982 anerkannten, 530 000 ha großen Reservats im brasilianischen Bundesstaat Maranhao, wo es aufgrund von Rodungen und Umwandlung in Rinderweiden so gut wie keinen Regenwald mehr gibt. Es sind Großgrundbesitzer und Holzhändler, die illegalerweise immer wieder das Gebiet der Ka’apor eindringen und dort Holz schlagen. Die Behörden schauen in aller Regel tatenlos zu, sind oftmals in korrupte Netzwerke eingebunden und versuchen ganz aktuell diejenigen, die den Wald schützen, zu kriminalisieren.
POEMA steht im Kontakt mit den Ka’apor und unterstützt sie in ihrem Kampf für den Wald. Zuletzt wurden 5 solare Trinkwasserbrunnen in Dörfern finanziert, die am Rande des Reservats gegründet wurden, um die Wege einsehen zu können, die ins Reservat führen und die von den kriminellen Holzleuten benutzt werden. Die brasilianische Sektion von Greenpeace hat die Ka’apor mit Kameras und GPS-Geräten unterstützt.

11. Chelsea Manning. Whistleblower

Der Enthüllungsplattform Wikileaks spielte Chelsea Manning 2010 geheime Militärdokumente zu. 2013 wird sie unter anderem wegen Verrats und Spionage zu 35 Jahren Militärhaft verurteilt. Aufgrund eines Gnadenerlasses durch Barack Obama soll sie nun im Mai 2017 freikommen. Chelsea Manning hat ihre Haft bislang unter Bedingungen abgesessen, die ein UN-Berichterstatter als Folter kritisiert. Chelsea Manning wird depressiv, es folgen Hungerstreiks und Selbstmordversuche. Ihr Fall steht exemplarisch für das Schicksal vieler Whistleblower. Sie versuchen, das aus ihrer Sicht Richtige zu tun, Missstände ans Tageslicht zu befördern, um im Interesse der Öffentlichkeit Debatten anzustoßen. Oft zahlen sie dafür einen hohen Preis, werden nicht als Helden und mutige Aufklärer geehrt, sondern als Landesverräter verfolgt.

13. Ta’ajusch. Isrealisch-palästinensische Friedensbewegung

Ta’ajusch heißt Zusammenleben und ist die erste israelisch-palästinensische Friedensbewegung Israels. Sie wurde 2001 gegründet. Bisher hat Ta’ajusch Lebensmitteltransporte in abgeriegelte Palästinenserdörfer organisiert, palästinensische Bauern vor der Vertreibung durch die israelische Armee bewahrt und Straßensperren zu räumen versucht. Alle Aktionen sprechen die Ta’ajusch-Aktivisten mit den palästinensischen Behörden in den Autonomiegebieten ab. Ta’ajusch konzentriert sich auf praktische Hilfen. Laut Einschätzung des Jerusalemer Frieden-Jetzt-Aktivisten Noam Hoffschtetter trägt Ta’ajusch auch zur Aussöhnung innerhalb der israelischen Gesellschaft bei.
http://www.taayush.org