Kim Longinotto ist Regisseurin des Dokumentarfilmes „SALMA“: Im tamilischen Südindien, in den Dörfern der muslimischen Minderheit, werden Mädchen ab der Pubertät bis zu ihrer Hochzeit weggesperrt. Dieses Schicksal traf auch die bildungshungrige Salma, als sie 13 Jahre alt war. Der arrangierten Ehe widersetzte sie sich neun lange Jahre, in denen sie in einem kargen Zimmer eingeschlossen blieb. Aber auch nachdem sie endlich der Hochzeit mit Malik, einem lokalen Politiker, zustimmt, bleibt sie eine Gefangene im Hause ihres Mannes. Die einzige Lektüre für Salma sind die Zeitungsseiten, in die das Gemüse eingewickelt wurde. Heimlich beginnt sie, Gedichte zu schreiben, die sie mit- hilfe ihrer Mutter an einen Verleger schmuggelte. Als ihre Lyrik veröffentlicht wird, ändert sich ihr Leben radikal. Sie wird eine bekannte Dichterin und bewirbt sich um politische Ämter und inspiriert ihre Schwester und andere Frauen mit ihrem Frei- heitsstreben. In SALMA wird das Leben muslimischer Frauen nicht etwa exotisiert, sondern unaufgeregt und
mit großem Respekt erzählt. In diesem Film wird eindringlich erzählt, wie weit entfernt die Emanzipation in Indien ist und wie der Kampf von Salma zum Vorbild für andere junge Frauen werden kann. Mein Vorschlag geht an Kim Longinotto und Salma, der Protagonistin im Film. Ich habe bei der Berlinale den Film gesehen, beide Frauen waren anwesend zur anschließenden Diskussi- on. Beide Frauen waren unglaublich eindrucksvoll, besonders Salma, die in Südindien heute die bekannteste Lyrikerin ist.